Gibt es hier einen Zusammenhang?

Derzeit liest man immer öfter Berichte, dass der Ausbruch des SARS-Cov-2-Viruses (aka Covid19) irgendeinen Zusammenhang mit dem derzeit international stattfindenden Ausbau des 5G-Mobilfunksnetzes zusammenhängt. Doch obwohl unzählige anerkannte Wissenschafter einen Zusammenhang – freundlich umschrieben – als absurd beurteilen, halten sich die Gerüchte hartnäckig.

Die Faktencheck-Organisation NewsGuard fand den ersten Hinweis auf einer französischen Verschwörungstheoriewebseite namens „Die wütenden Schafe“ in einem Artikel vom 20. Jänner, in dem der Ausbruch des Virus in Wuhan mit der gleichzeitigen Errichtung von 5G-Antennen erklärt wird.

Der Artikel wurde dann von einem belgischen Arzt in der Zeitung „Het Laatse Nieuws“ in einem Interview verbreitet. Dies wurde wiederum von einigen englischen Facebook-Seiten weiterverbreitet. So heißt es in einigen Theorie, dass 5G das Virus im Körper erst aktiviert(?), oder, dass das Virus absichtlich verbreitet wurde, um die gesundheitlichen Auswirkungen von 5G zu vertuschen. Eventuell dienen aber Covid-19 und 5G gemeinsam einem höheren Ziel, um die Erdbevölkerung zu dezimieren.

Dies Alles führte leider zu terroristischen Akten, wie das Anzünden von Handymasten in Europa, gerade in Zeiten als durch den Lockdown der europäischen Gesellschaft der Bedarf an stabilem Internet stark gestiegen war.

Aber die 5G-Funktechnologie steht schon länger im Verdacht gesundheitliche Schäden verursachen zu können. Dies liegt hauptsächlich an zwei Grundlagen der 5G-Technologie, die die Vorteile wie hohe Bandbreite und kurze Latenz erst möglich machen.

Die Grundlagen der 5G-Technologie

  1. Nutzung höherer Frequenzen
    5G benutzt teilweise höhere Frequenzen als herkömmliche Mobilfunktechnologien. Je höher die Frequenz, desto geringer die Reichweite. Das bedeutet aber, dass die Mobilfunker viel mehr Basisstation errichten müssen und diese nicht mehr hoch oben an Häuser oder Masten, sondern deutlich näher beim Benutzer an Hauswänden, Bushaltestellen oder Ampelstangen montiert werden.
  2. 5G-Basistationen beherrschen Beamforming
    5G- Basisstationen merken wo bzw. in welcher Richtung sich gerade besonders viele Benutzer befinden und können ihr Sendeleistungen in diese Richtung erhöhen und gleichzeitig in alle anderen Richtungen minimieren. In 2G und 3G Netzen strahlten die Antennen immer omnidirektional oder statisch sektoral. 4G-Antennen konnten zumindest schon „atmen“. Dabei haben sie die Sendeleistung omnidirektional gesteigert oder reduziert, wenn erhöhter oder verminderter Bedarf durch die Anzahl der Nutzer festgestellt wurde.

Wie kann dies aber zu gesundheitlichen Schäden führen?

Grundsätzlich dringt Strahlung in den Körper ein und bringt unsere Zellen in Schwingung. Durch die Reibung zwischen den schwingenden Zellen entsteht Wärme. Diesen Effekt nutzen heutzutage viele Menschen in ihrer Küche am Induktionsherd zum Erhitzen der Speisen im Topf oder in der Mikrowelle.
Das Problem für 5G besteht darin, dass hochfrequente Strahlung träge Zellen schneller zum schwingen bringt als niederfrequente Strahlung, wenn der Körper die Strahlung absorbiert. Die dadurch entstehenden Gesundheitsprobleme durch Erwärmung des Körpers ist das Hauptargument der 5G-Kritiker. Beamforming erhöht dann noch zusätzlich die Sendeleistung und verstärkt daher die Wärmewirkung.

Welche Frequenzen nutzt 5G tatsächlich?

5G-Netze werden derzeit in den Frequenzbändern 700-900MHz, 1.5GHz, 1.8-2.1GHz, 2.5GHz und 3.5GHz ausgebaut. Alle diese Frequenzen wurden bisher aber auch von 4G bzw. teilweise von 2G und 3G bzw. von WiMAX benutzt. (siehe bspw. Frequenzbereiche in Österreich auf der Webseite der RTR GmbH. https://www.rtr.at/de/tk/Frequenzen). D.h. Diese Frequenzbereiche können sich nicht schädlicher auf die Wärmewirkung in unseren Körpern auswirken als die Nutzung von Mobilfunk der letzten 10 Jahren. Darüber hinaus wurden die Frequenzen 700-900MHz vor der Nutzung durch den Mobilfunk vom Fernsehen (Broadcasting) verwendet bis diese durch die sog. Digitale Dividende und die Einführung von digitalem Fernsehen (DVB-T und DVB-T2) frei geworden sind. Beim Broadcasting liegt die Sendeleistung deutlich höher und bleibt auch konstant auf einem hohen Niveau, um große Gebiete abdecken zu können. Mobilfunkantennen regeln jedoch sie Sendeleistung automatisch auf das notwendige Minimum, um gerade noch die verbundenen Geräte zu versorgen.

Auch die Endgeräte reduzieren die Sendeleistung, wenn der Empfang zur Basisstation besser ist, um den Handyakku zu schonen. Das bedeutet umso mehr Antennen bzw. umso besser das Mobilfunknetz ausgebaut ist, desto geringer ist auch die Sendeleistung des Geräts, das man sich direkt an den Körper hält.

Das bedeutet, dass die gesundheitlichen Schäden, die man heutzutage 5G unterstellt, seit der Einführung von Fernsehen bereits auftreten müssten.
Einzig das Band rund um 26GHz kommt für 5G neu hinzu und würde die kritischen Thesen aufgrund der höheren Frequenz stützen. Allerdings können dadurch jetzt noch keine negativen Gesundheitsauswirkungen vorkommen, da in Europa dieser Frequenzbereich noch nicht mal für den Mobilfunk vergeben wurde.

Wie tief dringt Strahlung eigentlich in den Körper ein?

Manche Verschwörungstheoretiker behaupten, dass 5G dazu benutzt wird, um direkt unsere Hirnströme zu manipulieren. Tatsächlich können Hirnströme gestört werden, wenn durch Strahlung das Gehirn erhitzt wird. Das menschliche Gehirn reagiert sehr sensibel auf Wärme, man kennt das vom Hitzeschlag, wenn man zu lange in der Sonne war.
Umso höherfrequent eine Strahlung, desto weniger tief kann diese in Körper eindringen. Rundfunkwellen im unteren Megahertzbereich können durchaus 10 bis 30 Zentimeter in den Körper eindringen. Die derzeit genutzten Mobilfunkfrequenzen um 1GHz kommen dagegen nur noch wenige Zentimeter weit und Frequenzen über 10GHz dringen nur noch einige wenige Millimeter ein. D.h. Die hochfrequenten 5G-Strahlen dringen gerade mal in die Haut ein. Die durchschnittliche Schädeldicke bei Menschen beträgt zwischen 7-10mm. Damit kann 5G-Strahlung unser Gehirn nicht erwärmen oder Hirnströme gezielt beeinflussen, da die Strahlung das Gehirn durch die Schädeldecke gar nicht erreichen kann.

Woher kommt die Strahlung?

Röösli und Dongus haben in zwei Messkampagnen 2019 die persönliche Exposition der Menschen erhoben. Dabei konnten sie feststellen, dass die Sendeleistung, der wir alle durchschnittlich ausgesetzt sind bei einem 20zigstel des festgesetzten Anlagengrenzwertes liegen und sich dieser Wert in den letzten Jahren auch nicht signifikant verändert hat. 10% dieser „Verstrahlung“ kommen von dritten Quellen. Das sind Radio- und TV-Sender, WLANs, DECT-Stationen, Mobilfunkbasisstationen und die Verwendung vom Mobiltelefonen in der Nähe durch andere Personen. 90% der Belastung kommen von der eigenen Verwendung des Mobiltelefons oder Laptops und Tablets durch die extreme Nähe zum eigenen Körper.

Resümee

Zusammenfassend bedeutet das, dass 5G keine gesundheitlichen Schäden auslösen kann. Auch die WHO kommt zu dem Schluss, dass Mobilfunkstrahlung von bestehenden und alten Technologien, für die es auch bereits Langzeiterfahrungen gibt, harmlos ist. Derzeit benutzt 5G aber keine anderen Frequenzen. Wenn in Zukunft höherfrequente Bänder benutzt werden, sollte man sich die Sachlage nochmals anschauen, aber derzeit kommen die Befürchtungen wie so vieles in dieser Zeit eher aus der Ecke der Verschwörungstheoretiker.

Zum Glück hat jedoch die IETF bereits im Jahr 1990 mit dem RFC1149 den IPoAC-Standard geschaffen, mit dem die IP-basierte Kommunikation auch über recht traditionelle Kanäle aufrechterhalten werden kann. Mit RFC6214 wurde Im Jahr 2011 IPoAC auch für IPv6-Netze erweitert und bleibt daher zukunftsorientiert. Auch wenn IPoAC sehr hohe Latenzen aufweist, ist der Datendurchsatz vielfach höher als bei herkömmlichen Kabel- oder Funkübertragungen. Über diese Möglichkeit könnten auch Kritiker moderner Funktechnologien die Vorteile des Internet gefahrlos nutzen.